Peinerin starb durch Messerstiche

PEINE: Melanie Rehmer traf Internet-Bekanntschaft unter vier Augen - Psychiatrisches Gutachten wahrscheinlich

Von Katja Dartsch
Keine Blumen, keine Kerzen - nichts deutete gestern am Haus der Familie Rehmer im Peiner Ortsteil Dungelbeck auf die schreckliche Nachricht hin, die die Eltern am späten Freitagabend erhalten hatten: dass ihre Tochter Melanie (23) umgebracht wurde.

Erstochen von einem Mann, den sie zwei Tage vor der Tat über ein Internetforum kennengelernt hatte. Sie hatte eine Freundin gesucht - und er hatte seine wahre Identität verborgen, sich ein weibliches Profil zugelegt und als "Sweetteen" (18) ihr Vertrauen erschlichen.
Zwei Tage lang hatten die beiden sich übers Internet geschrieben, dann ein Treffen vereinbart, um sich persönlich kennenzulernen. Auch über ihre Handys hatten sie Kurznachrichten ausgetauscht - später eine wichtige Spur für die Ermittler. Ihrem Umfeld hatte Melanie Rehmer von dem Treffen erzählt, war fest davon ausgegangen, am Dienstagabend eine junge Frau zu treffen.
Stattdessen kam der 27-Jährige zum vereinbarten Treffpunkt. Sie stritten sich, er ging mit dem Messer auf sie los. Zum Ort des Treffens wollte Bernd Seemann, Sprecher der Staatsanwaltschaft, gestern nur so viel sagen: "Es war ein Treffen unter vier Augen, es hätte niemand helfen können." Dass er Melanie Rehmer im Streit getötet hat, hat der Mann gestanden. Er habe sie mit Messerstichen verletzt - und um diese Tat zu vertuschen, habe er sie getötet, erzählte er Staatsanwalt und Richter. Hinweis auf eine Vergewaltigung oder einen Missbrauch hat die Obduktion der Leiche nicht ergeben.
Mit welchem Ziel sich der 27-Jährige aus dem Kreis Peine überhaupt mit der hübschen Frau getroffen hatte, warum er sich als Frau ausgab, warum er ein Messer dabei hatte und ob die Tat geplant war - dazu schweigt er.
"Zum Motiv hat er sich nicht geäußert. Was er wirklich vorhatte, werden wir nie erfahren, wenn er es uns nicht sagt", so Seemann. Die Angaben des Mannes seien zum Teil widersprüchlich und unvollständig. "So, wie die Sache aussieht, wird der zuständige Staatsanwalt voraussichtlich ein psychiatrisches Gutachten anfordern." Die Spurensuche dauert derweil an, der mutmaßliche Täter sitzt in U-Haft.
Das Verbrechen hat die dörfliche Idylle im 1800  Einwohner zählenden Dungelbeck vorerst zerstört. "Die Einwohner sind tief  betroffen", sagt Oberbürgermeister Detlef Mau. Als die Todesnachricht die Gemeinde am Samstagmorgen erreichte, wurden die Glocken geläutet.
Pastor Stefan Leonhardt hat sich dafür entschieden, einen Trauergottesdienst anzubieten. "Ich wurde von vielen Bürgern angesprochen, die das Bedürfnis haben, das vor Gott zu bringen und für Melanie zu beten."

aus: Braunschweiger Zeitung vom 2.November 2010

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